Heute habe ich etwas getan, das mich tief herausgefordert hat. Ich habe mich einer meiner größten Ängste gestellt: Schnorcheln. Nicht irgendwo, sondern in der grandiosen Silfra-Spalte in Island.

Die Silfra-Spalte – ein Ort, an dem die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte aufeinandertreffen. Oder vielmehr: wo sie auseinanderdriften. Jedes Jahr verschiebt sich dieser Spalt um etwa 2 cm, und mit jeder Bewegung wächst Island weiter.

Ich war bei 2 Grad im Wasser. Klarer, kälter, reiner geht es nicht. Mein erstes Mal schnorcheln, und ich dachte: „Warum nicht gleich durch die Silfra-Spalte?“ 😉

Das Wasser leuchtete in Blau, Türkis und einem magischen Hellgrün. Stell dir vor, du schwimmst durch diese Spalte. Mal eng, mal weit. Mal von Dunkelheit umgeben, dann wieder geblendet von purem Licht. Es ist beeindruckend, fast unwirklich – eine Welt, die dir den Atem raubt.

Und gleichzeitig war es für mich mehr als nur ein Ort. Es war ein Symbol. Diese Spalte ist ein Geburtskanal. Ein Ort, an dem etwas Neues entsteht, Jahr für Jahr, Zentimeter für Zentimeter. Und während ich durch dieses Wasser glitt, spürte ich, dass ich mich selbst neu gebar.

Die absolute Stille. Die dunklen Tiefen. Und dann wieder dieses Licht. Es war, als würde die Natur mir sagen: „Du kannst das. Du bist das.“

Was für ein Geschenk.

Das Treiben lassen.
Die Strömung, die mich führte.
Die Annahme der Kälte.
Und dann dieser Anblick: pures Leben, pure Schönheit.

Manchmal kommt der größte Wandel genau dann, wenn wir durch das gehen, was uns am meisten Angst macht. Und wenn wir es zulassen, bringt uns diese Angst genau dahin, wo wir hingehören: näher zu uns selbst.

Während ich noch immer die Nordlichter beobachte, fühle ich meinen Körper. Er ist immer noch ein wenig weicher, ein wenig durchlässiger. Denn wenn wir durch die Angst gegangen sind, dann...

… werden wir geboren. Immer wieder.